Johanna Schopenhauer
1766 - 1838

Johanna Schopenhauer war eine deutsche Schriftstellerin. Sie wirkte in Weimar und war eine enge Vertraute Goethes. Während sie heutzutage weitgehend unbekannt ist, wurde ihr Sohn Arthur Schopenhauer als pessimistischer Philosoph berühmt. Zwischen Mutter und Sohn kam es zu einem tiefen Zerwürfnis, welches sich vermutlich auf fehlende Herzlichkeit der resoluten Mutter, vor allem aber auch auf die Misogynie Arthurs zurückführen lässt. Sie war keine Rebellin ihrer Zeit, wandte sich von der politischen Seite des Lebens ab und reproduzierte wie viele andere reaktionäre und antisemitische Ressentiments. Dennoch erkennt man in Johanna Schopenhauers Streben den Wunsch nach einer gleichberechtigten Gesellschaft, nach der Selbstbestimmung der Frau in einer nicht selbstbestimmten Zeit.


Arthur und Johanna

Große Denker:innen waren sie beide, aber nur einer der Schopenhauers ist bekannt geworden: Johannas Sohn Arthur. Zu Lebzeiten hätte sich das niemand erträumen lassen, allen voran nicht die Mutter. Das Verhältnis der beiden war seit Arthurs Kinderjahren von schwieriger Natur, und es verbesserte sich nicht im Geringsten, als er älter wurde und die Rolle des Vaters einzunehmen versuchte. Dieser Riss in Johanna Schopenhauers Biographie war einer der schwerwiegendsten. Was Mutter und Sohn von Anfang an trennte, war ihrer beider Grundeinstellung: Er war ein melancholischer Junge, seine Mutter hingegen die tatkräftige Optimistin, er entwickelte sich zum pessimistischen Philosophen, sie hätte lieber einen freundlichen Vorzeigejungen gehabt - und vielleicht eine nette Schwiegertochter? Doch mit den Frauen hatte Arthur es nun gar nicht. Die liebevollste Mutter, wie viele Quellen zeigen, war Johanna ihrem Sohn nicht. Harsche Worte und Verurteilungen schmücken ihre Briefe an Arthur und dieser fühlte sich schon als Jugendlicher immer am Wohlsten, wenn er weit weg von seinen Eltern war. Die Situation spitzte sich zu, als Floris Schopenhauer, Johannas Mann, starb. Sein Sohn meinte nun, den väterlichen Posten als Familienoberhaupt beanspruchen zu dürfen, doch da hatte er die Rechnung ohne seine Mutter gemacht. Johanna dachte gar nicht daran, sich wieder von einem Mann bevormunden zu lassen, und lebte von nun an auf eigene Faust. Sie ließ sich vom selbst ernannten neuen "Mann im Haus" weder sagen, wie sie ihr Vermögen verwenden durfte, noch wo und mit wem sie wohnen dürfe und sie lehnte schließlich sogar die finanzielle Hilfe Arthurs ab und machte sich als Schriftstellerin selbstständig. Das war ein harter Schlag für den jungen Arthur, der sich von seiner Mutter nicht ernst genommen fühlte. Auch sollen ihm die antisemitischen Anleihen, die er bei Johanna und deren Freund:innen bisweilen zu hören bekam, gegen den Strich gegangen sein. Aber sein sexistisches Traktat "Über die Weiber" rechtfertigt das noch lange nicht. In diesem Text scheint er sich an allen Frauen und vorallem seiner Mutter, abarbeiten zu wollen und triftet in eine absurde und bösartige Misogynie ab. 1814 kam es schließlich zum endgültigen Bruch zwischen Mutter und Sohn, welchem Johanna bis zu ihrem Tod nie wieder begegnen sollte.


Hätten Sie das gewusst?
In Frankfurt steht eine Büste von Arthur Schopenhauer und blickt aus über 2m Höhe grimmig über die Obermain-Anlage. Als die Statue 1895 eingeweiht wurde, war Johanna bereits in Vergessenheit geraten.
Gemeinsam mit Studierenden der Frankfurt University of Applied Sciences entstand ein Projekt, um diesen Zustand zu ändern. Wenn Sie mitreden möchten, dann stimmen Sie gerne auf unserer Startseite mit ab.

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